Adjektive beleben einen Text. Das wird uns schon seit der Grundschule beigebracht. Doch laut der Autorin und Lektorin Antje Wagner ist genau das falsch. Warum? Der Großteil aller Adjektive, die wir übermotiviert in unsere Texte einbauen, seien überflüssig, machen den Text unnötig lang und stören so den Lesefluss. Das kann man in den Workshops der Autorin erfahren. Aber wer ist Antje Wagner überhaupt?
Zunächst studierte die 48-jährige Wittenbergerin (damals DDR) deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften und schreibt mittlerweile Romane und Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene. Darüber hinaus übersetzt sie Bücher aus dem Englischen. Ihre Werke veröffentlicht sie unter ihrem eigenen Namen, sowie unter dem Künstlernamen Lara Lay. Zusammen mit der Autorin Tania Witte schreibt sie ebenfalls Bücher unter dem Pseudonym Ella Blix. Bekannt ist sie u.a. für ihren Roman „Hyde“, für den sie 2019 mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet wurde, sowie für ihr Buch „WILD – Sie hören dich denken“, für welches sie 2021 für den Bookstar nominiert wurde. Die Filmrechte ihres Romanes „Vakuum“ hat sie bereits verkauft. Antje Wagner kann von ihrem Dasein als Autorin leben, was nur für wenige Deutsche möglich ist. Hierbei hält sie zudem Schreib-Workshops und gibt Lesungen, welche beide auch am 19.01.2022 bzw. 20.01.2022 hier an der JGS stattgefunden haben. An ersterem nahm unsere Schülerzeitung teil, letzterer fand in der Aula für die E- und Q-Phasen statt.
Neben der richtigen Verwendung von Adjektiven brachte Antje Wagner uns in ihrem Workshop ebenfalls bei, wie wichtig Charaktere für eine Geschichte sind und wie man diese bestmöglich aufbaut. Darüber hinaus müsse eine atmosphärische Szene in einem Buch alle oder mindestens mehrere Sinneswahrnehmungen des Menschen beschreiben, um zu funktionieren und nicht nur die visuelle Ebene darstellen, wie es z.B. Filme tun. Das ließ sie uns praktisch umsetzen, indem sie uns Texte mit verschiedenen weiteren Vorgaben schreiben ließ, die danach in der Gruppe besprochen und anhand der oben genannten Tipps immer wieder verbessert wurden.
Alles in allem stellte sich dieser Nachmittag für uns als sehr lehrreiche Erfahrung heraus, die aber zugleich auch sehr lustig und unterhaltsam war. Dazu trug nicht zuletzt Antje Wagner selbst bei, die über den gesamten Workshop hinweg sehr kompetent und sympathisch auftrat. So wurde sie auch am nächsten Tag bei den Lesungen zum Thema „Die Geheimschrift eines Textes – Sprachgestaltung und Motivik in literarischen Texten“ für die E- und Q-Phasen wahrgenommen und konnte so auch an Literatur weniger interessierte Schüler überzeugen.
In dieser Lesung sprach sie über die drei Merkmale, an denen literarische, also für den Leser wertvolle, Texte erkannt werden können. Diese sind:
Originalität, also wie einzigartig die Prämisse oder verwendete Sprache eines Romans ist.
Komplexität / Dichte, also wie viel dem Leser in dem Roman pro Seite erzählt oder auch eben aktiv nicht erzählt wird.
Welthaltigkeit, also in wie weit sich der Roman nicht nur mit der eigenen Handlung befasst, sondern auf gesamtgesellschaftliche Phänomene eingeht und durch seine Figuren von diesen übergeordneten Themen erzählt.
Des Weiteren ist sie auf Symbole aus der Romantik, die die Gefühle eines Charakters bzw. den Gesamtton der Geschichte widerspiegeln sollen, eingegangen. Hierbei verschlüsseln laut ihr manche Autoren diese wichtigen Informationen mit Hilfe fünf verschiedener Aspekte. Diese sind zum einen die Landschaft, die die Figur umgibt und zum anderen die Farben, die im Text vorherrschend sind und alle ihre eigenen Bedeutungen haben (z.B. Rot für Liebe und Wut). Darüber hinaus sind das Wetter, welches - ähnlich wie in Filmen - eine gewisse Stimmung übermittelt, und die Häuser, die in der Geschichte auftauchen und bestimmte Aspekte des Charakters repräsentieren können, ebenfalls wichtig. Schlussendlich können auch Doppelgänger als die Darstellung einer „bösen Seite“ einer Figur in einen Roman eingebaut werden, um diesem weitere Tiefe zu verleihen.
Über all diese fachlichen Informationen hinaus trug sie ihr Wissen insgesamt sehr unterhaltend und mit Anekdoten gespickt vor. Um die von ihr oben genannten Aspekte beispielhaft zu verdeutlichen, las sie zum Schluss einen Ausschnitt aus einem ihrer Bücher vor, in welchem viele dieser Merkmale wiedergefunden werden konnten.
Alles in allem war Antje Wagners Aufenthalt hier an der JGS in vielerlei Hinsicht aufschlussreich und wir als Schülerzeitung würden uns darüber freuen, wenn auch zukünftige Jahrgänge an einer ihrer Veranstaltungen teilnehmen könnten.
Quellen
Antje Wagner - Autorenlexikon (literaturport.de)
Über mich - wagnerantjes Jimdo-Page!