top of page

„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“


„Früher konnte man wenigstens ohne Angst auf die Straße gehen!“

„Frauen gehören an den Herd!“

„Wer Arbeit finden will, findet auch welche!“


Wer kennt es nicht? Sprüche, die einem im Alltag immer wieder um die Ohren fliegen und die manchmal genutzt werden, ohne überhaupt richtig darüber nachzudenken. Aber „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ – oder etwa nicht? Denn „Deutschland ist ja schließlich ein freies Land“ und das bedeutet doch eigentlich, dass man offen seine Meinung sagen darf, ohne sich davor fürchten zu müssen, diskriminiert, bestraft oder eingesperrt zu werden. Wenn man solche Sprüche hört, muss man sich doch aber zurecht fragen, wo eigentlich Meinungsfreiheit endet und Diskriminierung anfängt.



Grenze oder grenzenlos?


Natürlich kommt es dabei zunächst darauf an, in welcher Situation du dich befindest und wie die Beziehung zu deinem Gegenüber ist. Denn es macht einen deutlichen Unterschied, ob du deiner Freundin oder deinem Freund einen Mittelfinger zeigst bzw. als „Arschloch“ bezeichnest oder solch eine Beleidigung einem Immigranten oder eine Immigrantin zuwirfst. Aber in dem Moment, wo du andere durch das Äußern deiner Meinung wirklich verletzt oder angreifst, geht es eindeutig über die Grenze der Meinungsfreiheit hinaus.


„Deine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt."


Das bedeutet aber nicht, dass niemand von uns das aussprechen darf, was er denkt und fühlt. Es ist wichtig, eine vielschichtige und meinungsstarke Gesellschaft zu haben, in welcher jeder Mensch sich seine eigene Meinung bilden kann und auch äußern darf. Dazu gehört aber eben auch, auf seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen, damit genau diese Vielfalt bewahrt werden kann deine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt. Um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, ist es deshalb wichtig, die eigene Meinung so zu vertreten, dass man seine Position klar präsentiert und diese auch verteidigt, ohne jedoch andere dabei zu diskreditieren.

Und doch ist es tatsächlich etwas zur Gewohnheit geworden, immer wieder Kommentare zu hören oder im Internet zu lesen, in denen gezielt Menschen angegriffen werden. Als Schülerzeitung stoßen auch wir selbstverständlich auf Kritik und Gegenwind – und das ist gut so! Dabei versuchen wir, auf möglichst viel Kritik einzugehen und uns damit auseinanderzusetzen, sodass wir uns verbessern und weiterentwickeln können – solange diese konstruktiv, sachlich und nicht beleidigend geäußert wird.


Diskussionen - ja, Beleidigungen - nein


Auch durch die Anonymität des Internets wird es zunehmend erleichtert, spöttische Bemerkungen hinterlassen zu können - gerade da man nur vor einem Bildschirm sitzen und eben nicht dem anderen direkt gegenüberstehen muss.

Viele Menschen nutzen dies zwar als Ausrede – jedoch macht es keinen Unterschied, wie oder worüber man solche Hasstiraden schreibt, da im Endeffekt immer ein anderer verletzt wird. Und trotz des Wissens, dass auch wir auf solche Kommentare stoßen, lassen wir uns nicht unterkriegen. Durch Klartext. hat jeder von uns die Möglichkeit, öffentlich seine Position begründet darzulegen, um vielleicht sogar andere zu überzeugen oder ihnen eine andere Sichtweise näherzubringen – auch, wenn dadurch sicherlich Diskussionen provoziert werden. Da Deutschland ein freies Land ist, sind doch aber Diskussionen umso wichtiger – nicht nur für uns als Schülerzeitung, sondern für die gesamte Gesellschaft.



„Wir sollten unsere Freiheit zu schätzen wissen“


Man muss aber auch mit der Tatsache umgehen können, dass nicht alle dieselbe Meinung vertreten – auch, wenn das manchmal gar nicht so einfach ist.

Denn wer möchte schon gern, dass der eigene Standpunkt kritisiert oder in Frage gestellt wird?

Aber genau dafür steht ein meinungsfreies Land: Wir müssen die Meinung anderer akzeptieren, können unsere jedoch im Gegenzug auch verteidigen und müssen dies sogar. Denn jeder von uns wird schon gesehen haben, was passieren kann, wenn Menschen ihre Meinung nicht äußern dürfen und Journalisten und Journalistinnen durch Festnahmen nicht mehr ihrer Arbeit, die für uns alle bedeutsam ist, nachgehen und über Missstände in der ganzen Welt berichten können. Dass immer noch Aussagen zensiert und Menschen zum Schweigen gebracht werden, ist ein schwerwiegendes Problem, auf das wir ein anderes Mal ausführlicher eingehen werden.


Wir sollten uns aber schon jetzt im Klaren darüber sein, unsere Freiheit schätzen zu wissen und diese auch anzunehmen. Nur wenn auf Ungerechtigkeiten oder Ähnliches hingewiesen wird, kann sich unsere Gesellschaft zum Positiven entwickeln. Dabei kann es auch durchaus hilfreich sein, die Meinungen anderer zu hinterfragen und mit ihnen zu reden, falls die Standpunkte eures Erachtens nach nicht akzeptabel sind. Deshalb steht auf und lasst euch von niemandem den Mund verbieten, wenn ihr zu mehr Toleranz und Gerechtigkeit beitragen wollt. Vielleicht sollten aber auch wir selbst vor dem nächsten alltäglichen Spruch einfach mal darüber nachdenken, ob dieser wirklich angebracht ist oder ob wir durch ihn vielleicht andere verletzen würden.

 

Klartext. - Redaktion

bottom of page