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Der nächste Corona-Winter – wie gut sind die Schulen vorbereitet?

Offene Fenster, dicke Decken und Maskenpflicht – so sah der Corona-Alltag im letzten Winter an unserer und noch vielen weiteren Schulen aus. Auch in diesem Winter spielt die Pandemie noch eine große Rolle - aber hat sich in diesem Winter die Situation an unserer Schule verändert? Haben wir aus dem letzten Jahr gelernt und sind wir gut für den kommenden Winter vorbereitet?



Rekorde über Rekorde


Die Rekordinzidenzwerte im diesjährigen November bestimmen dabei die öffentliche Debatte über mögliche Einschränkungen. Einige Landkreise erreichen Rekordwerte von 1000 und mehr neuen Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner:innen in den letzten sieben Tagen. In Bundesländern wie Bayern und Sachsen gelten mittlerweile aufgrund der hohen Bettenauslastung von Krankenhäusern mit Covid-Patient:innen strengere Regeln: In bestimmten Bereichen gilt dort nun nicht mehr die 3G-, sondern die 2G-Regel – Zutritt erhalten dann also nur noch Personen, die entweder geimpft oder genesen sind. Ein Negativtest reicht dann nicht mehr aus.


Im November letzten Jahres lag die deutschlandweite Sieben-Tage-Inzidenz bei rund 155. In diesem Jahr lag sie in diesem Zeitraum bei 337 – verglichen haben wir hier exemplarisch die Werte vom 18. November 2020 und 2021. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg lag dieser Wert an diesem Tag bei 82 (2020) und bei 163 (2021). Im letzten Winter war die Sieben-Tage-Inzidenz der Richtwert, an dem sich orientiert wurde, wenn es zum Beispiel darum ging, ob die Schulen in den Wechsel- oder Distanzunterricht übergehen. Mittlerweile wurde der Inzidenzwert als Richtwert durch die Hospitalisierungsrate ersetzt: Dieser Wert gibt an, wie viele an Corona erkrankte Personen pro 100.000 Einwohner:innen innerhalb von sieben Tagen stationär behandelt werden. Auch für dieses Schuljahr gibt es ein Stufenmodell für hessische Schulen – allerdings ist darin noch nicht festgelegt, bei welcher Höhe der Werte die Schulen in welche Stufe übergehen.



Sind wir in diesem Jahr unbekümmerter?


In der Novemberwoche im letzten Jahr lag die Inzidenz unter den 10- bis 14-Jährigen bei rund 128, dieses Jahr liegt sie in dieser Gruppe bei 718. Bei den 15- bis 19-Jährigen bei 218 (2020) und bei 467 (2021). Obwohl die Inzidenzwerte höher sind, scheint es allerdings so, als sei die Stimmung unbekümmerter:

„Mir fällt auf, dass die Maskenpflicht und auch die Abstandsregeln mittlerweile viel mehr vernachlässigt werden.“

Kate, 8. Klasse

„In der Klasse mit den anderen ist es schon schwieriger: Vor allem Geimpfte halten sich nicht mehr so sehr an die Regeln.“

Victoria, 8. Klasse


Die Corona-Situation hat sich für uns normalisiert, sodass manche Regeln zunehmend vernachlässigt werden. Es hat sich allerdings nicht nur unsere eigene Wahrnehmung auf die Pandemie verändert, sondern mittlerweile gibt es auch andere Regelungen als noch vor einem Jahr.



Masken, Quarantäne und Tests – neue Regelungen für ein neues Jahr


Während seit dem 2. November 2020 die Maskenpflicht auch im Unterricht bestand, gilt sie aktuell nach den zwei Übergangswochen nach den Herbstferien nicht mehr im Unterricht. Am 16. Dezember 2020, kurz vor den Weihnachtsferien, wurde dann der Präsenzunterricht ausgesetzt und alle Jahrgänge der Schule gingen in den Distanzunterricht. Im Januar kamen zunächst die Abschlussjahrgänge unter Einhaltung der Abstandsregeln zurück in den Präsenzunterricht. Ende Februar kehrte dann auch die Q2 zurück in den Präsenzunterricht, für die Jahrgangsstufen eins bis sechs galt Wechselunterricht, während alle weiteren Stufen ab der siebten Klasse erst Ende Mai nach sämtlichen Änderungen auch für die anderen Jahrgangsstufen wieder in den Wechselunterricht zurückkehrten. Ausschlaggebend im letzten Jahr für solche Entscheidungen waren Inzidenzwerte, bei denen heute längst wieder sämtliche Jahrgangsstufen im Wechsel- oder Distanzunterricht wären – das Hessische Kultusministerium hält in diesem Jahr jedoch am Präsenzunterricht möglichst für alle Stufen fest.


Auch die Maskenpflicht und Abstandregelungen im Unterricht gibt es aktuell nicht. Außerdem haben sich die Quarantäneregelungen verändert: Statt ganze Klassen oder Jahrgänge bei positiven Fällen in Quarantäne zu schicken, wird zurzeit nur der:die positive Schüler:in abgesondert – für die Klasse oder den Kurs gilt bei einem positiven Fall für 14 Tage die Maskenpflicht im Unterricht und eine tägliche Testung.


Seit dem 19. April 2021 waren die Antigen-Schnelltests für Schüler:innen, Lehrkräfte und Beschäftigte an Schulen zwei Mal wöchentlich für den Präsenzunterricht verpflichtend. Aktuell sind drei Tests pro Woche aufgrund der steigenden Zahlen in den Schulen erforderlich.



Wie geht es weiter?


Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnt vor einem „Kontrollverlust“ in Schulen. In Hessen sind zwar 50,1% der 12- bis 17-Jährigen mindestens ein Mal geimpft; 44,4% gelten in dieser Altersgruppe aktuell als vollständig geimpft. Die Hälfte in dieser Altersgruppe ist aber weiterhin ungeimpft.


„Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir verhältnismäßig viele Infektionen – aber auch wieder mit leichten Verläufen.“

Sabine Amlung, Schulleiterin


Meidinger fordert daher einen „Mittelweg“ – wichtig seien Luftfilter und Lüftungsmöglichkeiten, die das Ansteckungsrisiko durch Aerosole minimieren würden. An beiden unserer Schulstandorte gibt es aktuell jedoch keinen einzigen Luftfilter – und das bei insgesamt 50 Klassen und acht Kursen.


Einiges hat sich sicherlich im letzten Jahr verändert: Die Einführung flächendeckender Tests, die Möglichkeit zur Impfung und sinkende Neuinfektionszahlen haben uns allen zunächst die Hoffnung gemacht, dass sich vieles wieder zunehmend normalisiert. Mit dem Blick auf die aktuell stark steigenden Zahlen verschwindet diese Hoffnung jedoch und nicht allein an Schulen stellt sich die Frage, ob wir gut für den kommenden Winter vorbereitet sind. Landesschulsprecherin Jessica Pilz sagte gegenüber dem HR: "Das große Problem, was wir momentan sehen, ist, dass wir uns alle wünschen, dass Präsenzunterricht weiter möglich bleibt, weil es die deutlich bessere Unterrichtsform ist, weil es an Konzepten für den Distanzunterricht mangelt. Wir haben aber die große Sorge, dass das über das Jahr nicht möglich sein wird, weil die Ausstattung mangelhaft ist. Und es hat sich eigentlich nicht viel verändert nach einem Jahr, und das ist erschreckend."

 

Alina, Mia, Johanna & Sophie

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