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Kleiner Kurs, große Fragen - zu Besuch beim Debattierclub


Im letzten Schuljahr gab es zum ersten Mal einen Debattierclub an der JGS - wir haben den Kurs besucht und mit den Schüler:innen gesprochen.


Benotung im Sportunterricht, Autofahren ab 16, Frauenquote – es sind große Themen, die im Debattierclub der E-Phase in der unscheinbaren, aber gemütlichen Sitzecke der Bibliothek diskutiert werden: Acht Schülerinnen und ein Schüler der E-Phase haben im Rahmen der KOP-Kurse den Debattierclub belegt, der im vergangenem Schuljahr zum ersten Mal an der Schule angeboten wurde. Mit ihren Lehrerinnen Frau Riehl und Frau Brostmeyer haben die Schüler:innen gelernt, wie eine Debatte aufgebaut ist, wie sie ihre Argumente schlüssig darlegen und fair und sachbezogen miteinander streiten können.



Vom Themenvorschlag zur Debatte


Bis zu einer Debatte über eine bestimmte Streitfrage war es allerdings ein langer Weg: Zu Beginn des Kurses wurden den Schüler:innen zunächst die Grundlagen zum Debattieren vermittelt, um sie später in der Diskussion anwenden zu können. Über Spiele und Übungen lernten sie unter anderem, frei zu reden, einen eigenen Standpunkt zu vertreten und im Streitgespräch auf andere Meinungen einzugehen.

Auf die Themenfindung, in die auch die Vorschläge der Schüler:innen mit einbezogen wurden, folgte dann der vermutlich wichtigste, aber auch aufwendigste Schritt: Die Recherche. Denn neben dem Ausdrucksvermögen, der Gesprächsfähigkeit und der Überzeugungskraft war auch die Sachkenntnis ein wichtiges Bewertungskriterium, das später während der Diskussion berücksichtigt wurde. Für die Debatte selbst gab es dabei strikte Vorgaben: Diese gliederte sich in eine Eröffnungsrede, in eine freie Aussprache und in die Schlussrede – für die einzelnen Teile stand nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung, die gestoppt wurde und eingehalten werden musste. Das Wichtigste sei daher eine gute Vorarbeit: Die vier von ihnen, die die Debatte führten, wurden ausgelost – ebenso die Seite, für die sie argumentieren sollten. Somit mussten sowohl Pro- als auch Contra-Argumente vorbereitet sein, um mit guten Argumenten überzeugen zu können.



Wenn man gegen die persönliche Meinung argumentieren muss


Es war also nicht unüblich, dass man in der Diskussion selbst gegen seine eigene persönliche Meinung argumentieren musste: „Es ist schon schwierig, wenn man ein Thema erhält, das einem nicht so liegt und wenn man sich dann auch noch gegen die persönliche Meinung aussprechen muss, während die Gegenseite genau die Argumente bringt, denen man selbst auch zustimmen würde“, berichteten die Schülerinnen und Schüler. Es sei zwar eine schwierige Aufgabe, die einem aber helfen könne, sich auf die Struktur der Argumente und nicht auf die eigene Meinung zu konzentrieren, erklärten daher die Lehrerinnen.

Abseits der Debatten waren die Schüler:innen bei den meisten Fragen häufig einer Meinung: Während es beim „Autofahren ab 16“ zwar einige Streitpunkte gab, war sich der Kurs vor allem in der Diskussion um den Einsatz von Microsoft Teams an hessischen Schulen einig. Besonders spannend fanden die jungen Debattierenden dabei die Themen, von denen sie selbst betroffen waren, wie beispielsweise neben der Diskussion über die frühere Erlaubnis zum Autofahren und dem Einsatz von Teams auch die Diskussion über die Benotung im Sportunterricht. Eine Streitfrage wird in den kommenden Unterrichtsstunden noch folgen, auf die sie sehr gespannt sind: Die Debatte über die Frauenquote – ein komplexes Thema, das sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft bereits zu großen Diskussionen geführt hat.



Wie der Distanzunterricht die Debatten veränderte


Besonders der Distanzunterricht hat es dem Kurs dabei nicht leicht gemacht: „Man kann sich über Teams nicht wirklich anschauen und nicht so kommunizieren, wie man es hier in der Schule machen würde“, berichteten die Schüler:innen. Auch die Beurteilung der Leistungen fiel den beiden Lehrerinnen während des Distanzunterrichts nicht unbedingt immer leicht. So debattierten Frau Riehl und Frau Brostmeyer über die Frage: „Sollten die Schüler:innen des Debattierclubs der E-Phase im Sommerhalbjahr 20/21 alle die gleiche Note bekommen?“. Mit der Entscheidung dieser Diskussion waren letztlich aber alle sichtlich zufrieden.


Ob es in Zukunft weiterhin einen Debattierclub geben wird, ist aktuell jedoch noch ungewiss. Frau Brostmeyer und Frau Riehl würden den Kurs gern weiterhin im Wahlpflicht-Bereich der Realschule für die Jahrgänge neun und zehn, in der E-Phase oder auch als Arbeitsgemeinschaft anbieten. „Es ist allerdings schwierig mit unserer Stundenverteilung, da wir beide sehr gefragte Fächer unterrichten“, erklärte Frau Brostmeyer. Auch für die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der Teilnahme an einem Debattierwettbewerb wären beide in Zukunft offen.

Die Schüler:innen des ersten Debattierclubs an der Schule blicken auf einen lehrreichen und interessanten Kurs zurück: Durch die Diskussionen über kontroverse Themen hätten sie gelernt, die eigene Meinung begründet darzulegen, aber auch offen gegenüber anderen Ansichten zu werden und sich auf andere einzulassen. Unter den neun jungen Debattierenden befinden sich immerhin vier angehende PoWi-Leistungskursler:innen – einen Deutsch-LK wird es im nächsten Schuljahr aber erneut nicht geben, auch wenn einige aus dem Kurs gern Deutsch als Leistungsfach gewählt hätten. Dennoch nehmen die Schüler:innen einiges aus ihrer Zeit im Debattierclub mit: „Viele Aspekte lassen sich auch auf andere Fächer und den Alltag übertragen“, sagten sie.

 

Im Folgenden werden noch Helena Fuchs und Sophia Spoer über ihre Eindrücke aus dem Debattierclub berichten:


Das Problem mit der Sperrung von Microsoft Teams in hessischen Schulen dürfte hier in der JGS mittlerweile jedem bekannt sein. In dieser Schülerzeitungsausgabe steht zu dem Thema bereits ein ausführlicher Artikel, der Interessierte mit allen wichtigen Informationen versorgt. Zustande gekommen ist dieser Artikel durch den Debattierclub der JGS. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Werk von allen Teilnehmer:innen.

Auch wir, Sophia und Helena, haben uns in den Debattierclub („Jugend debattiert“) eingewählt und wollen das Prinzip dieses Wahl-Pflicht-Kurses und wie wir debattieren genauer erklären. In der zehnten Klasse haben wir die Wahlbögen für die Profilkurse bekommen und mussten uns entscheiden, welche Fächer wir wählen wollen. „Jugend debattiert“ stand zum ersten Mal als Möglichkeit auf dem Zettel und das Kreuzchen wurde gesetzt. Der Debattierclub stand zum ersten Mal als Wahl-Pflicht-Kurs im Programm.


Wir hatten die Absicht, mit unseren Mitschüler:innen aktiv über kontroverse Themen zu reden und dabei zu lernen, wie man Diskussionen und Argumente gut strukturiert und wie man sich am besten ausdrückt, um überzeugend zu wirken. Außerdem haben wir Offenheit, ehrliche Meinungen der anderen, Verständnis und Akzeptanz erwartet.


Wer also Deutsch mag und gerne diskutiert, hat eine gute Voraussetzung für den Debattierclub. Außerdem hilft es einem, Allgemeinbildung zu erlangen und bringt einen auch im späteren Leben gut weiter, da man immer wieder mit Diskussionen konfrontiert wird.


Der Debattierclub basiert fast ausschließlich auf aktiven Gesprächen mit den Mitschüler:innen und ist somit auch kein anstrengender Kurs, sondern eine schöne Abwechslung vom normalen Schulalltag.


Die Themen, über die wir gemeinsam debattierten, haben wir uns gemeinsam ausgesucht. Auch die Themen wählen wir grundsätzlich gemeinsam aus. Zu Beginn des Halbjahres, als der Kurs anfing, haben wir eine große Liste von Themen zusammengestellt und letztendlich abgestimmt, worüber wir debattieren wollen. Dabei sind bei uns kontroverse Themen zustande gekommen und wir haben uns dann für folgende Themen wie „Autofahren ab 16“ und „Frauenquote in hohen Positionen“ und am Ende über den Bann von Microsoft Teams entschieden.


In diesem Kurs war es allgemein schön zu diskutieren und es hat wirklich Spaß gemacht. Wir können also allen, die an sowas interessiert sind, empfehlen, diesen Kurs anzuwählen.

 

Sophie

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