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Leistungsdruck? - Wir sind doch mehr als nur eine Note!

Meinung


Weihnachten - Zeit der Besinnung, Zeit der Liebe und vieles mehr...

Dass genau das nicht immer so läuft, wird uns Schülern jedes Jahr aufs Neue bewusst. Lernen, Stress und Leistungsdruck! Das ist es, was die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Und nach meinem Empfinden wird es von Jahr zu Jahr schlimmer - ich denke, dass mir da viele zustimmen würden. Mehrere Arbeiten werden pro Woche geschrieben, dafür wird nur noch auswendig gelernt und das Gelernte nach der Arbeit wieder vergessen. Ist die eine Arbeit rum, muss man sich schon wieder auf die Nächste vorbereiten. Man lernt und lernt, aber richtig zufrieden bin ich zumindest nie wirklich.


Die tollen Ratschläge, dass man selbst daran etwas ändern könnte, gehen mir mittlerweile gewaltig auf die Nerven. Es ist eben nicht so einfach, schon lange vor einer Arbeit mit dem Lernen anzufangen, um gute Noten zu erreichen. Jetzt würden manche Personen natürlich erneut sagen, dass man gar nicht so viel lernen müsste, wenn man sich im Unterricht anstrengen würde. Aber immer im Unterricht mitzumachen, wie es sich ja schließlich gehört, ist tatsächlich auch nicht ganz so einfach, weil man irgendwann einfach fertig ist. Wer hätt‘s gedacht.

Ja, vielleicht ist diese Erschöpfung bei manchen schneller vorhanden als bei anderen, aber niemand kann erwarten, dass man immer und voll konzentriert am Unterricht teilnimmt. Das ist einfach nicht möglich. So seh‘ ich das jedenfalls! Und wenn man nach der Rückgabe einer Arbeit vom Lehrer niedergemacht wird, dass man selbst daran schuld wäre, dann finde ich das einfach nur herablassend.


Die meisten Schüler sind sich durchaus bewusst, dass bei einem schlechten Notendurchschnitt irgendwas falsch gelaufen sein muss und man braucht vielleicht auch manchmal einen Anstoß, um wieder gute Noten zu erreichen. Das kann aber auch anders zu Wort gebracht werden. In dieser Zeit, in der man sowieso schon völlig im Schulstress versinkt, braucht man nicht noch jemanden, der erneut den Finger in die Wunde legt und einen mehr deprimiert, als man zurzeit sowieso schon ist. Und falls das jemand lesen sollte, der sich angesprochen fühlt, dann kann derjenige ruhig mal etwas länger darüber nachdenken, ob so manches Verhalten vielleicht nicht immer nur von Seiten der Schüler aus unverschämt ist. Dass möglicherweise manche Lehrmethoden nicht die allerbesten sind, darüber wird natürlich nie nachgedacht. Denn wir sind ja alle für uns selbst verantwortlich;)

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Auf der einen Seite sollen wir uns nicht so viel Stress vor Prüfungen machen, aber wenn wir den Ratschlag dann annehmen und dadurch mal eine nicht so gute Note schreiben, ist das auch wieder falsch.

Denn als ich dann mal geschafft hatte, mir nicht mehr so viel Stress zu machen und zu akzeptieren, dass ich eben nicht in allen Fächern gut sein kann, wurde mir dieser „Absturz“ in vielen Notenbesprechungen vorgehalten.


Egal ob man der Meinung ist, dass jemand anderes oder man selbst daran Schuld hätte - man wird trotzdem oft von der eigenen Leistung enttäuscht - so geht es mir jedenfalls.

Und irgendwann hilft es auch nicht mehr, mir einreden zu wollen, dass diese Note später sowieso niemanden interessieren wird, weil es mich in diesem Moment trotzdem belastet. Immer wieder vergleicht man die eigenen Noten mit denen der anderen. Äußerlich tut man so, als würde es einen nicht stören, doch innerlich ist man total unzufrieden, aber lässt es sich natürlich nicht anmerken.

Und wenn man sich dann endlich mal mit einer Note zufriedengibt, wird diese Zufriedenheit spätestens in der nächsten Notenvergabe wieder vernichtet.


„Bist Du zufrieden mit Deiner Note?"
„Ja, bin ich!"
„Echt? So hätte ich Dich nicht eingeschätzt!"


Nächtelang wachliegen - nur für eine einzige Note

Tatsächlich macht man sich als Schüler auch Gedanken über das, was zu einem gesagt wird und welche Note man erreicht - und das sogar manchmal so sehr, dass man nachts nicht einschlafen kann, aus Angst, man könnte in der bevorstehenden Arbeit nicht das bestmögliche Ergebnis erzielen. Und diese oft dauerhaften Stresssituationen sind die Auslöser dafür.



Das hört sich jetzt vielleicht etwas übertrieben an, aber dieser Druck, der auf einem lastet, ist enorm. Man möchte zwar zeigen, was man eigentlich kann, doch manchmal funktioniert das einfach nicht. Und der Druck hört auch einfach nicht auf. Es geht von einer Woche in die Nächste. Arbeiten werden geschrieben und man lernt in der Stunde vor dieser noch schnell, so dass man von dem eigentlichen Unterricht nichts mitbekommt. Mir fällt es echt schwer, besonders in der Weihnachtszeit schriftlich und mündlich das zu erreichen, was ich von mir erwarte. Auch wenn man es nicht glaubt, jeder Mensch hat Ansprüche an sich und wenn er diesen nicht gerecht wird, dann wird man enttäuscht. Kritik zu bekommen, ist eben nicht immer leicht zu verarbeiten. Dem einen merkt man es mehr an, dem anderen weniger.


Diese fröhliche und besinnliche Weihnachtszeit ist deshalb in meinem Empfinden nur noch zu einer stressigen Zeit geworden und ich bin froh, dass sie nun erst einmal hinter mir liegt. Die Freude auf Weihnachten ist sowieso schon lange nicht mehr richtig vorhanden und es ist ja auch kein Wunder, dass ich die Zeit als die schlimmste des Jahres ansehe.


Es bleibt nicht mehr richtig Zeit, seinen Hobbys nachzugehen und wenn selbst eine Lehrerin erstaunt darüber ist, dass man überhaupt noch welche ausübt, dann läuft meiner Meinung nach irgendwas gewaltig schief, um es vereinfacht auszudrücken!

Die Enttäuschung ist groß - obwohl man doch eigentlich mehr kann.

Ich weiß, dass die schulische Laufbahn sehr wichtig ist und ich bin mir bewusst, dass jeder Jahrgang dadurch muss und es außerdem schon jede vorherige Klasse geschafft hat, diese Zeit zu „überstehen ". Aber es ist nicht ausschließlich der Stress, sondern eher die Enttäuschung, wenn man eine Note bekommt, die einen nicht zufriedenstellt, obwohl man sich eigentlich angestrengt hatte. Es ist dieses Gefühl, wenn man wieder selbst mit sich unzufrieden ist, weil ein anderer besser ist. Und das wird in einer einzigen Note deutlich. Dabei können die meisten Menschen doch so viel mehr als das, was in der Schule geprüft wird. Aber trotzdem wird man oft darauf reduziert, welche Noten man schreibt und es ist natürlich logisch, dass irgendwie die Leistungen der Schüler bewertet werden müssen.

Doch diese Noten können das Selbstwertgefühl deutlich verschlechtern und deswegen Druck zu haben, verbessert nicht unbedingt die Leistung. Gerade dann, wenn man selbst der Meinung ist, eine bessere Note verdient zu haben und unzufrieden ist, weil man es hätte besser machen können. Und selbst dann, wenn die eigene Note eigentlich gut ist, kommt die Unzufriedenheit trotzdem wieder hoch, weil wieder jemand anderes besser ist. Man fragt sich, ob man wirklich gut genug ist und das Selbstwertgefühl ist ganz am Boden.


In vielen Teilen Schwedens werden deshalb an Schulen erst ab der sechsten Klasse Noten vergeben und trotzdem haben die schwedischen Schüler in Schulleistungsstudien oft besser abgeschnitten als die Deutschen. Tja, vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ohne Noten das Lernen mal Spaß - oder jedenfalls mehr Spaß - macht als mit Noten, weil man eben nicht ständig den Leistungsdruck und die Angst vorm Versagen hat. Natürlich teilen sich da auch die Meinungen und Noten haben ja ebenso positive Aspekte.

Da nun aber bei unserem Schulsystem Noten erforderlich sind, müssen wir auch irgendwie damit zurechtkommen. Und wenn diese immer gerecht vergeben werden würden, dann wäre ich auch damit zufrieden. Merkt man als Schüler jedoch deutlich, dass man von einem Lehrer benachteiligt wird, dann ist das ziemlich unverschämt.


Über das Thema Notenvergabe lässt sich streiten und ob diese immer fair gewählt sind natürlich auch. Fakt ist, dass kein Lehrer sagen kann, die Sympathie des Schülers würde ihn nicht beeinflussen. Jeder Lehrer hat Lieblingsschüler, anders kann ich es mir zumindest nicht vorstellen und das ist ja auch legitim. Meiner Meinung nach ist es deshalb eine der großen Aufgaben von Lehrern, dies den Schülern nicht offen zu zeigen und trotzdem zu versuchen, so fair wie möglich zu bewerten, denn sie bestimmen auch in gewisser Weise die Zukunft von uns Schülern mit. Natürlich tragen wir selbst den größten Teil dazu bei, doch Noten können Türen öffnen, aber sie können einem auch Steine in den Weg legen.

Und das können diese auch tun, obwohl sie möglicherweise gar nicht relevant sind für das, was man im späteren Beruf als Tätigkeit ausüben möchte. Und trotzdem können sie einem den Weg verbauen.

Ist es denn nicht eigentlich egal, welche Note ich in Sport oder Mathe habe, wenn ich später gerne Maler oder Musiker werden möchte?“ – eigentlich doch schon.

Aber trotzdem können manchmal diese Noten verhindern, dass du beispielweise sofort im Studium angenommen wirst.


Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass wir den Mund aufmachen, wenn wir eine Note unverschämt finden oder der Meinung sind, ungerecht behandelt zu werden! Auf der anderen Seite sollten wir uns auch nicht von einer schlechten Note herunterziehen lassen, da das eben auch dazu gehört. Am wichtigsten ist aber meiner Meinung nach, dass man trotz allem sein Bestes gibt, auch wenn das nicht immer so leicht ist, und sich nicht mit den anderen vergleicht! Denn jeder von uns kann die einen Sachen besser als die anderen – und gerade das zeichnet uns doch aus!


Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber auf jeden Fall einen Versuch wert!


Johanna


 

GIF via Giphy


Der Artikel gibt ausschließlich die Meinung der Autorin wieder und repräsentiert nicht die Meinung von allen.

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