„Und irgendwann waren wir an einem Punkt angelangt, wo man sich gefragt hat, ob es überhaupt noch Sinn macht, hier zu sitzen.“ – Denn in diesem Jahr war schließlich alles anders. So auch bei dem Kurs des Darstellenden Spieles der Q2, der am 31.05.2021 sein Stück unter dem Titel eines „Zukunftsworkshops“ präsentierte und mit dessen Teilnehmer:innen wir uns etwas genauer über die Thematik des Schauspielerns, der Ideenfindung und der durch die Pandemie entstandenen Probleme unterhalten haben. Die 15 Teilnehmer:innen, welche unter der leitenden Lehrkraft Herrn Meyer ihr ganz eigenes Stück entwickelten, erzählten uns, dass ihnen bei der Gestaltung viel Freiraum gelassen wurde und sie vor allem durch das Improvisieren viele ihrer eigenen Ideen miteinbringen durften.
"Im kreativen Prozess entsteht immer etwas Geiles"
Calantha, Q2
Auch Herr Meyer, welcher seit 2004 die Theater AG leitet und seit 2010 das Fach DS unterrichtet, sagte, dass er wenige Vorgaben gebe, um jedem Schüler und jeder Schülerin den Freiraum der Gestaltung ihrer ganz eigenen Figuren geben zu können. Die Zufriedenheit der Schüler:innen über ihre erhaltenen Rollen war kaum zu übersehen und manchmal sei es gerade wichtig, mal etwas ganz anderes auszuprobieren und sich auf verschiedene Charaktere einzulassen. Aus der Sicht von Herrn Meyer sei es auch die Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt und die Tatsache, endlich wieder spielen zu dürfen, welches das Theaterspielen so besonders machen würde und er fühle sich in der Rolle des Spielleiters sehr wohl, da man mehr als eine Lehrkraft sei.
Als aber nun die Idee stand, wurde deren Weiterentwicklung jedoch von ständigem Distanzunterricht und Abstandsbeschränkungen immer wieder unterbrochen. Wie soll man denn auch ein Stück voranbringen, wenn man sich nur von zu Hause aus über den Bildschirm sehen kann oder mit Abstand in der Schule spielen muss? „Szenen entwickeln sich, wenn man sie spielt“, sagte Calantha und so kam es auch dazu, dass die Motivation immer weiter nachließ „und man irgendwann an einem Punkt angelangt war, wo man sich gefragt hat, ob es überhaupt noch Sinn macht, hier zu sitzen.“ (Jana, Q2)
Doch da der Jahrgang der Q2 schnell wieder zurück in den Unterricht durfte, konnte das Stück letztendlich zum Glück fertiggestellt werden und trotz erschwerter Bedingungen war eine Aufführung möglich, bei der jedoch nur wenige ausgewählte Gäste und Gästinnen erscheinen durften. Mit einem Thema, das vor allem in der momentanen Situation jede:n beschäftigt, führte der DS-Kurs ein Stück auf, in dessen Mittelpunkt die Frage nach der eigenen Identität stand und dessen Idee sich aus den vorher abgelegten spielpraktischen Prüfungen entwickelte. So begann die Aufführung mit der Teilnahme verschiedenster Charaktere an einem sogenannten „Zukunftsworkshop“, in dem jede Person ihre ganz persönliche Geschichte durchlebte und so manche traumatischen Erfahrungen ans Licht kamen. Von einer Borderlinerin, die kurz vor einem Selbstmord stand; einem scheinbar perfekten Mädchen, deren Zukunft jedoch auf den Ideen der Eltern beruhte; bis hin zu einer aufmüpfigen, vom Jugendamt betreuten Ausreißerin, die sich aber auf den zweiten Blick als sensibles, unter der Gewalt des Vaters leidendes Mädchen entpuppte, war alles dabei.
Im Rückblick berichteten uns die Darsteller:innen, dass vor allem die Aufregung in den letzten fünf Minuten vor der Aufführung deutlich zu spüren war, die aber anschließend auf der Bühne plötzlich wie weggeblasen schien. Ein positiver Effekt des Ganzen sei das wachsende Selbstbewusstsein der einzelnen Schüler:innen gewesen, da diese immer mehr über sich hinauswuchsen und eine immense Entwicklung zu verzeichnen hatten. Mit dem Ergebnis waren sowohl die Darsteller:innen als auch der Spielleiter zufrieden und auch wenn viele von ihnen von der Stimmung im Publikum enttäuscht waren, kann man auf jeden Fall von einem gelungenen Auftritt sprechen.
Umso schöner, dass der Kurs nun die Möglichkeit hat, sein Stück einer etwas größeren Personengruppe vorstellen zu können, wobei nun jeder, der Zeit und Lust hat, zuschauen kann. Denn zwei weitere Aufführungen werden in der Woche vor den Sommerferien folgen. Die Teilnehmeranzahl ist hier aber auf 50 Personen begrenzt.
Johanna und Laura