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Wer bin ich und wen liebe ich?

(m/w/d) – Spätestens bei einem Blick auf die vielfältigen Werbeplakate für Jobs fällt einem diese kleine Veränderung wohl direkt ins Auge. Denn wo sonst nur für männliche und weibliche Angestellte geworben wurde, ist seit Januar 2019 nun auch das dritte Geschlecht durch das d (divers) gesetzlich mit einbezogen.

Dieses dritte Geschlecht ist aber nur eine der vielen Veränderungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit.



Nicht nur zwei Geschlechter


Für eine lange Zeit wurde ein Geschlecht dem Menschen nur anhand dessen Körpermerkmalen oder Chromosomensatz zugewiesen, was heute als biologisches Geschlecht (weiblich oder männlich) definiert wird. Damit sind aber auch bestimmte gesellschaftliche Erwartungen (soziales Geschlecht) verbunden - während Männer zum Beispiel keine emotionalen und körperlichen Schwächen aufzeigen sollen, wird von Frauen vor allem ein liebevolles und fürsorgliches Verhalten erwartet. Was bei all dem jedoch nicht einbezogen wird, ist die eigentliche Geschlechtsidentität und die damit verbundene Tatsache, dass jeder Mensch sich selbst anders und auch unabhängig vom biologischen oder sozialen Geschlecht wahrnehmen kann.


Wer ich wirklich bin…


Diese individuelle Wahrnehmung bietet Raum für eine Vielfalt an Geschlechtsidentitäten, bei dem die persönliche geschlechtliche Identität nicht mit dem biologisch zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen muss. Fühlt man sich also dem weiblichen Geschlecht zugehörig, obwohl man bei der Geburt dem männlichen zugeteilt wurde, so ist der Fachausdruck dafür transgender.

Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang hin und wieder fällt, ist nicht-binär, bei dem sich Menschen mit keinem der beiden binären (männlich oder weiblich) Geschlechtern identifizieren.

Aber nicht nur die individuelle Wahrnehmung kann Einfluss auf die sexuelle Identität nehmen, denn nicht selten besitzen Menschen von Geburt an gar keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale. Liegen die Hoden beispielsweise im Körperinneren und bildet sich kein äußeres männliches Glied, fällt dies unter die Kategorie der intersexuellen bzw. diversen Identität, was auch als drittes Geschlecht beschrieben wird und heutzutage in jeder Stellenanzeige zu lesen ist.


„Hat er sich mit ihr getroffen?“ – Gendergerechte Sprache


Es ist ein Satz, der für uns auf den ersten Blick „normal“ erscheint – Wer würde auch schon erwarten, dass es gerade diese zwei kleinen Wörtchen sind, die einen so großen Unterschied für viele Menschen machen können?

In der deutschen Sprache beschreiben wir andere gewohnheitsmäßig mit den beiden Pronomen sie und er. Doch gerade wenn es sich um eine nicht-binäre oder auch diverse Person handelt, passen diese Umschreibungen wohl nicht so ganz. Was also tun?

Um diese auch in unsere Sprache zu integrieren, gibt es genderneutralen Pronomen wie xier, xie, xiese, nin, sier, sif, es, per und dey. Was auf den ersten Blick wie eine völlig neue Sprache klingt, hilft dabei, sich nicht mehr nur noch über die binären Pronomen zu identifizieren.

Woher weiß ich denn nun, wen ich wie ansprechen kann? Nachfragen! Der Name und du/Sie ist als Ansprechmöglichkeit zwar immer geeignet, aber ansonsten könnt ihr die Person jederzeit ansprechen und fragen.

Ein weiterer Schritt in Richtung gendergerechte Sprache stellen aber auch die Gendersternchen dar. Alles darüber findet ihr in diesem Artikel.



Wen ich wirklich liebe…


So verschieden die Geschlechtsidentitäten sind, so unterschiedlich fallen auch die sexuellen Orientierungen aus, bei denen es nicht etwa um das eigene Geschlecht geht, sondern vielmehr darum, zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt.

In der heutigen Gesellschaft sollte es demnach keine Besonderheit mehr sein, wenn Menschen auf dasselbe biologische Geschlecht stehen, also lesbisch (Frau und Frau) oder schwul (Mann und Mann) sind. Das Ganze wird unter dem Begriff Homosexualität zusammengefasst.

Wer hingegen an dem jeweils anderen Geschlecht Gefallen findet, gilt als heterosexuell.

Neben diesen Varianten kann ein Mensch aber auch gleich zwei oder mehr Geschlechter und damit alle bereits erwähnten Identitäten attraktiv finden, wodurch er als bisexuell bezeichnet wird. Ob dabei mehrere oder alle Geschlechter als emotional und/oder sexuell anziehend angesehen werden, ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich.

Dabei ist es vor allem aber das mögliche Empfinden von Präferenzen, das die Bisexualität von der sogenannten Pansexualität unterscheidet – Denn wer sich als pansexuell identifiziert, hat hinsichtlich der verschiedenen Geschlechter keine spezifische Neigung und trifft demnach keinerlei Vorauswahl bei der Partnersuche.

Letztendlich gehen diese beiden Sexualitäten aber ineinander über, weshalb am Ende jeder Mensch selbst entscheiden muss, welche Bezeichnung sich für ihn passend anfühlt.

All diese genannten Orientierungen haben letztlich viel mit sexueller Anziehung zutun. Doch gleichzeitig ist es auch keine Seltenheit, wenn Menschen überhaupt kein Bedürfnis nach sexuellen Handlungen haben, was zur Folge hat, dass sie andere nur bedingt oder auch gar nicht sexuell anziehend empfinden. Letzteres bedeutet aber keineswegs, dass jene asexuellen Menschen in irgendeiner Weise verklemmt sind oder sich davor ekeln, denn auch sie verspüren Attraktivität und sind offen für Zärtlichkeiten wie Umarmen, Küssen oder Kuscheln.



Eine queere Welt


L(esbian), G(ay), B(isexual), T(ransgender), Q(ueer), I(ntersexual), A(sexual) – Wer aufmerksam aufgepasst hat, dem wird aufgefallen sein, dass einer dieser Begriffe noch nicht geklärt wurde: Queer.

Hinter diesem Wort verbergen sich gleich mehrere Bedeutungen. So kann es nicht nur als Sammelbegriff für die gesamte Community gelten, sondern man hat damit gleichzeitig die Möglichkeit, Flagge zu zeigen, und so zu sagen: Ich gehöre dazu!



Auch wenn manche dieser Beschreibungen für viele Menschen neu sein werden: Habt keine Angst vor Fehlern, wenn ihr mal nicht direkt das passende Pronomen zur Hand habt oder die Identität falsch deutet. Solange ihr niemanden beleidigen oder angreifen wollt, wird man euch sicherlich nicht in die Hölle schicken.

Denn egal ob pansexuell, nicht-binär oder heterosexuell – Letztendlich sind wir alle Menschen und es sollte in unserer heutigen Gesellschaft vollkommen egal sein, ob man der einen oder der anderen Identität oder Orientierung angehört.


Mehr zu dem Thema findet ihr in einem unserer Interviews mit zwei Jugendlichen aus der LGBTQIA+ Community.

 

Calantha und Laura


Aufgrund von einzelnen inhaltlichen Fehlern haben wir diesen Artikel noch einmal an manchen Stellen überarbeitet. Wir entschuldigen uns hiermit, wenn wir jemandem zu nahe getreten sein sollten, und bedanken uns für die konstruktive Kritik von unseren aufmerksamen Leser:innen. So leisten wir gemeinsam einen Beitrag für mehr Akzeptanz und Offenheit gegenüber der LGBTQIA+ Community!



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