Die Waldbrände in Australien 2019/2020, bei denen Flächen, die so groß wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen sind, abbrannten und bei denen 1,25 Milliarden Tiere starben [1], [2]; Der Monsun in Südostasien, durch den allein im Jahr 2007 21 Millionen Menschen in Indien, Nepal und Bangladesch ihr Obdach verloren haben [3].
Solche Beispiele für Naturkatastrophen fallen den meisten ein, wenn sie an die Folgen, die der Klimawandel hat, denken. Horrorszenarien, die weit von Deutschland entfernt passieren - teilweise auf der anderen Seite der Erde. Und weil die Folgen des Klimawandels bis jetzt vor allem in entfernten Ländern spürbar sind, erscheinen sie uns abstrakt - als etwas, was bei uns höchstens in vielen Jahren passieren wird.
Dabei haben die Auswirkungen des Klimawandels auch Europa, Deutschland und sogar Waldhessen schon erreicht: Während der Dürren im Sommer 2018 sind landwirtschaftliche Schäden von 680 Millionen Euro in Deutschland gemeldet worden [4]. Zudem wurden Tiere geschlachtet, weil es nicht genug Futter gab.
Die schlimmen Folgen der Klimakrise sind schon jetzt spürbar und werden in Zukunft noch gravierender.

Mit zunehmender Erwärmung werden Naturkatastrophen immer häufiger und fallen schlimmer aus. Unzählige Menschen werden ihre Heimat verlassen müssen. Es wird hunderte Millionen Klimaflüchtlinge geben. Die meisten Menschen werden aus dem Teil Afrikas kommen, der südlich der Sahara liegt, gefolgt von Menschen aus Südasien und Lateinamerika.
Ganze Regionen werden nicht mehr bewohnbar sein, etwa, weil sie unter Wasser stehen oder vollkommen ausgetrocknet sind.
Die Klimakrise macht aber nicht an der Grenze zu den Industrienationen halt: Metropolen wie New York, Amsterdam oder Venedig werden vermutlich irgendwann aufgrund des Meeresspiegelanstiegs unter Wasser stehen.
Jedoch trifft es die Entwicklungsländer - die Menschen, die schon jetzt teilweise unter menschenunwürdigen Zuständen leiden, am stärksten. Denn Stürme und Überschwemmungen gibt es verstärkt im asiatischen Raum, Dürren oftmals auf dem afrikanischen Kontinent. Zudem hat die ärmere Bevölkerung nicht das Geld, Schutzmaßnahmen zu ergreifen oder umzuziehen.
Auch Krankheiten werden zunehmen: Schon jetzt kann man in Ländern wie Äthiopien oder Kolumbien beobachten, dass sich Malaria geographisch ausbreitet. Die Lebensbedingungen für die Überträger der Krankheit, die Anopheles-Mücken, sind bei wärmeren Temperaturen nämlich besser. Auch dies wird die Ärmsten am stärksten treffen, denn sie haben keinen Zugang zu einem guten Gesundheitssystem.
Doch auch weniger sichtbare Krankheiten werden sich häufen: Naturkatastrophen führen zu verstärkten psychischen Problemen. Zwischen einem Viertel und der Hälfte all derer, die einem extremen Wetterereignis ausgesetzt sind, werden dadurch dauerhaft psychisch erschüttert. Kriege und Konflikte werden durch den Klimawandel zwar nicht ausgelöst, aber wahrscheinlicher.
Auch für unsere Wirtschaft sieht es schlecht aus: Das Wirtschaftswachstum ist auf die Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen angewiesen und diese fossilen Brennstoffe werden in Zukunft wegfallen. Doch dies ist nur ein Grund für die Abnahme des Wirtschaftswachstums. Die Kosten, die Naturkatastrophen, Schutzmaßnahmen, Krankheiten etc. verursachen, werden das Wirtschaftswachstum stark abbremsen. Sollte sich die Erde um 3,7 Grad erwärmen, belaufen sich die Kosten für die klimabedingte Schäden laut einer Schätzung auf 551 Billionen Dollar – das ist fast das Doppelte des weltweiten heutigen Vermögens [5].
Im Jahr 2019 wurde festgestellt, dass der arktische Permafrostboden 70 Jahre früher als erwartet auftaut [6]. Mit dieser Entwicklung, die schon jetzt zu bemerken ist, war frühestens 2090 gerechnet worden. Wissenschaftler:innen waren deshalb so geschockt, weil das Schmelzen des Permafrostes als einer der Kipppunkte gilt. Kipppunkte sind Punkte, an denen irreversible Kettenreaktionen ausgelöst werden: Die Erwärmung verselbständigt sich und ist im schlimmsten Fall nicht mehr aufzuhalten. Im Permafrostboden, der ein Sechstel der ländlichen Erdoberfläche ausmacht, sind enorme Massen an Methan (welches als Treibhausgas 23-mal stärker wirkt als CO2), ebenso wie gigantische Mengen an Biomasse aus abgestorbenen Pflanzen aus der letzten Eiszeit gespeichert.
Schmilzt der Permafrost, zersetzt sich die Biomasse zu Methan und es werden Milliarden Tonnen an Treibhausgasen freigesetzt.
Das verstärkt den Treibhauseffekt noch mehr, wodurch noch mehr Permafrost schmilzt, wodurch noch mehr Methan freigesetzt wird…
Die Wissenschaft hatte dieses Ereignis schon vor langer Zeit erkannt, nur wurde man von der Geschwindigkeit der Klimakrise überrascht. So wird es bei vielen Folgen der Krise sein: Die Frage ist nicht, ob es schlimm werden wird, sondern wann.
Der von fast allen Ländern der Welt unterzeichnete Vertrag zum Pariser Klimaabkommen sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad (am besten 1,5 Grad) im Vergleich zum vorindustriellen Niveau vor. Doch davon, die Maßnahmen einzuhalten, sind die meisten Länder weit entfernt. Voraussichtlich wird sich die Erde um zwei bis drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau erwärmen; in manchen Szenarien wird sogar mit vier Grad gerechnet [7].
Doch wenn die Klimakrise schon jetzt - bei etwas über einem Grad Erderwärmung - Folgen hat, die das Leben von unzähligen Menschen zerstören und jetzt schon Kipppunkte auslöst, wie schlimm wird es dann erst bei zwei, drei oder vier Grad sein?
„Die Klimakrise ist nicht wie ein unaufgeräumtes Zimmer, in dem das Aufräumen eben mehr Zeit benötigt, wenn man es mal länger nicht gemacht hat. Die Klimakrise ist wie ein brennendes Haus. In jeder Minute, die man mit dem Löschen wartet, wird es unwahrscheinlicher, dass die größten Schäden verhindert werden können.“
Luisa Neubauer in ihrem Buch „Vom Ende der Klimakrise- Eine Geschichte unserer Zukunft“
Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Mehrere Jahrzehnte haben wir schon verschwendet. Nur einige Jahre bleiben uns übrig, um auf Netto Null zu kommen. Das heißt, dass wir jetzt anfangen müssen. Schon die Erwärmung der Erde um zwei, statt um 1,5 Grad, hat katastrophale Folgen. Bei zwei Grad Erderwärmung wird zum Beispiel kaum ein Korallenriff überleben werden.
Es liegt nun an der Politik, aber auch an uns - an jedem einzelnen und an jeder einzelnen, zu handeln. Nur so können wir das Schlimmste verhindern.
Hannah
[2] 1,25 Milliarden tote Tiere in Australien (wwf.de)
[3] Indischer Monsun – Wikipedia
[4] Bund sagt Bauern wegen Dürre Hunderte Millionen Euro Hilfe zu (faz.net)
[5] "Die unbewohnbare Erde" von David Wallace-Wells
[6] Klimawandel: Permafrost-Boden weicht auf – 70 Jahre zu früh! - FOCUS Online
[7] Infografik: Welt verfehlt Klimaziel von Paris | Statista